

















Biografie
Eigentlich fühlt sich Ursula Bagnall (heute Uschi) als echte Münchnerin, auch wenn sie 1945 in Oberaudorf auf die Welt kam. In den oberbayerischen Ort wurde ihre Mutter Ellis Kaut am Ende der Kriegszeit evakuiert. Ursula war - so findet sie - vor und nach ihrer Geburt in München. Schon früh erkannten ihre Eltern das zeichnerische Talent der Tochter. Vermutlich hat sie das von ihrem Vater, dem Journalisten Kurt Preis, geerbt. Trotz Papiermangels sind viele ihrer Kinderzeichnungen, meist auf rückseitig bedruckten Papieren, erhalten. Fast noch lieber als gezeichnet, hat sie gedichtet und das bereits mit neun Jahren begonnen. Da ihre Eltern meinten, dass man vom Dichten nicht leben könne, förderten sie verstärkt das Zeichnen und Malen.
Später im Humanistischen Gymnasium zählten Mathematik und Latein nicht gerade zu Ursulas Lieblingsfächern. Deshalb wechselte sie, mit vollem Einverständnis ihrer Eltern, in die Fachschule für Schaufenstergestaltung. Die dazu notwendige Lehrzeit verbrachte sie bei Ludwig Beck in München. Nach der Gesellenprüfung studierte sie Grafik Design an der „Akademie für das grafische Gewerbe“ (heute Fachhochschule).










































In den vier Studienjahren entstand durch ein Praktikum der erste Kontakt zum Bayerischen Fernsehen, der in ihrem weiteren Leben eine wichtige Rolle spielte. Mit dem Diplom in der Tasche arbeitete sie von 1968 bis 1969 bei Otl Aicher im Gestaltungsbüro der Olympischen Spiele in München. Zwei überaus interessante und spannende Jahre, in denen sie sehr viel an praktiziertem Design dazulernte.
,,Das, was ich wollte, kam immer von allein. Oder wollte ich es einfach, weil es kam?''
Bagnall Studios
Nach dieser außergewöhnlichen Zeit übernahm sie eine Lehrtätigkeit an der Famous Artists School in Amsterdam. Dort kreuzten sich zum ersten Mal die Lebenswege mit ihrem späteren Mann, dem britischen Künstler, Brian Bagnall. Hier lehrte sie zwar selbst, lernte aber auch, strenges Design mit freiem Arbeiten zu verbinden. Aus beruflichen Gründen verließ sie, wenn auch ungern, das aufregende Amsterdam und kehrte nach München zurück. Bald folgte ihr Brian nach.
Es entstand eine kreative sich ergänzende Zusammenarbeit.
1972 gründeten die beiden „Bagnall Studios“. Jeder behielt dabei Raum für sich, Uschi arbeitete weiterhin in der Grafik beim Bayerischen Fernsehen und Brian illustrierte für Werbeagenturen und Zeitschriften.
Irgendwann setzte sich bei ihr dann doch wieder die Freude am Schreiben durch, die sich nun wunderbar zusammen mit den Zeichnungen ihres Mannes in vielen Büchern für Kinder und Erwachsene kombinieren ließ. Durch internationale Buchmessen entstanden viele Reisen mit neuen Eindrücken und Kontakten
zu anderen Ländern.

Künstlerin und Autorin
Uschi Bagnall entwickelt sich im Laufe ihres Lebens zu einer vielseitigen Künstlerin. In ihren Arbeiten verbindet sie Malerei mit Text und verschiedenen Materialien – alles humorvoll oder nachdenklich. Ihre Begeisterung gehört Strandgut und Steinen aller Art. Daraus entstanden außergewöhnliche Objekte und Collagen. Auch Ölbilder waren dabei, eine Technik, die sie von ihrem Mann lernte. Ihre Kunst präsentierten die beiden bei Ausstellungen in Deutschland und Italien. 1997 ergab sich die Möglichkeit, eine kleine private Galerie zu eröffnen. Dort zeigten sie eigene Werke und Exponate befreundeter Künstler.
Als Autorin feierte sie, neben den gemeinsamen Büchern mit ihrem Mann, eigene Erfolge mit ihren Gedichten und Kurzgeschichten. Ihr einziger Roman „Vorsicht, wenn Helene kocht“ erschien 1998.

Pumuckl
Der Erfolg ihrer Mutter Ellis Kaut mit dem quirligen Kobold Pumuckl ging nicht spurlos an Uschi vorüber. Für Bilderbücher mit wenig Text, die inzwischen ihr Mann zeichnete, schrieb sie Kurzfassungen der Geschichten und 1999 zusammen mit ihrer Mutter das Drehbuch zu dem Kinofilm „Pumuckl und das Zirkusabenteuer“.
Gemeinsam mit ihrer Adoptivtochter Steffi Vogel-Bagnall versucht sie das Erbe ihrer Mutter der Nachwelt zu erhalten. Nach einigen Hürden stellt sich großer Erfolg ein. Der Pumuckl erlebt mit neuen Geschichten 2023 ein grandioses Comeback – und der Schabernack geht weiter.

Kunst und Sprache
Uschi Bagnall verbindet in ihren künstlerischen Arbeiten die Malerei mit Texten und verschiedenen Werkstoffen, wie Strandgut und Steinen aller Art. Dabei verknüpft sie ernste und humorvolle Themen fantasievoll miteinander. Ein besonderes Anliegen ist ihr der differenzierte Blick auf Kunst und Sprache. Sichtbar machen, was übersehen wird und das Komische entdecken, auch wenn es sich versteckt. Wortgewandt regt sie durch ihren einzigartigen Stil zum Staunen und Nachdenken an. Erleben Sie eine eindrucksvolle Auswahl der kreativen Künstlerin.


Neue Dimensionen
Nach der Jahrtausendwende ist Uschi Bagnall auf zahlreichen Studienreisen in Italien und Griechenland unterwegs. Legendär sind die jährlichen Mal- und Zeichenkurse mit ihrem Mann Brian in Ligurien, später auf Milos und Kreta. Immer mehr wendet sich Uschi auch der dreidimensionalen Kunst zu. Dabei haben es ihr immer noch Steine besonders angetan. Diese Vorliebe mündet 2016 in einer großartigen Einzelausstellung „Steine spüren“ im Museum „Reich der Minerale“ (jetzt „Museum Mineralogia München“). Mit Steinobjekten, die fotografiert und malerisch verfremdet auf Leinwand gedruckt werden, präsentiert sie dem Publikum eine außergewöhnliche Sichtweise. Der differenzierte Blick auf Kunst und Sprache ist ihr von jeher ein besonderes Anliegen. Dinge einmal anders zu sehen, sichtbar zu machen, was übersehen wird und das Komische zu entdecken, auch wenn es sich versteckt, sind Wesensmerkmale der kreativen Künstlerin.
